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Konzert: Ruang Suara

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Katrin Schilling

17.6.17, 20.30 Uhr

Ruang Suara

im Rahmen eines Indonesien-Fokus des Festivals

Muziekgebouw ann 't IJ, Amsterdam (Niederlande)

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Text: Surrogate Cities bei den KunstFestSpielen Herrenhausen

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Surrogate Cities bei den KunstFestSpielen Herrenhausen

Interview mit Ingo Metzmacher

Der Orchester-Zyklus ›Surrogate Cities‹ von Heiner Goebbels, seit seiner Uraufführung 1994 überall auf der Welt erfolgreich aufgeführt, entwirft das musikalische Porträt einer imaginären Metropole. Das Werk bezieht seine Impulse aus Texten, Zeichnungen und Strukturen von Stadtplänen, verwendet Sounds aus Berlin und New York, aus Tokio und St. Petersburg oder trifft unvermittelt auf historisch-musikalische Bruch- und Fundstücke. Der Sampler spielt als digitaler Speicher dieser akustischen Materialien eine zentrale Rolle. Am 21. Mai 2017 ist ›Surrogate Cities‹ bei den KunstFestSpielen Herrenhausen mit dem Ensemble Modern Orchestra zu erleben, das sich erstmals für dieses Projekt aus dem Ensemble Modern, Musikerinnen und Musikern der Jungen Deutschen Philharmonie sowie der Internationalen Ensemble Modern Akademie zusammensetzt. Vokalist David Moss und die Jazzsängerin Jocelyn B. Smith geben den erzählerischen Parts ihre Stimme. Das Ensemble Modern sprach mit Ingo Metzmacher, Intendant der KunstFestSpiele Herrenhausen und Dirigent der Produktion über die Idee zum Projekt, den ungewöhnlichen Veranstaltungsort und seine Verbindung zum Ensemble Modern.

Ensemble Modern: Wie kam die Idee zu ›Surrogate Cities‹ bei den KunstFestSpielen 2017 zustande?
Ingo Metzmacher: Seit ich Intendant der KunstFestSpiele bin, bin ich auf der Suche nach größeren Räumen, Industriehallen in Hannover, um den barocken Aufführungsorten in Herrenhausen etwas entgegenzusetzen. Ich erhielt den Tipp, mir einmal die Fabrik von Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover anzuschauen. Das ist ein riesiger Komplex, in dem über 13.000 Menschen arbeiten. Dort gibt es eine Halle, in der regelmäßig die Betriebsversammlungen mit ca. 5000 Leuten abgehalten werden. Sie lässt sich innerhalb kürzester Zeit umwandeln. Glücklicherweise stießen wir auf Seiten von Volkswagen Nutzfahrzeuge auf großes Interesse, dort einmal etwas ganz anderes zu veranstalten. Mein Dramaturg Stephan Buchberger, der ja viele Jahre für das Ensemble Modern und mit Heiner Goebbels gearbeitet hat, hatte gleich ›Surrogate Cities‹ im Kopf. Das hat mehrere Gründe: Wir wollten nicht ein klassisches Konzert im herkömmlichen Sinne machen, sondern ein Stück, bei dem der »Sound« in die Umgebung passt, wie es in ›Surrogate Cities‹ der Fall ist. Hier spielt der Sampler als Speicher konkreter Klänge eine große Rolle und das Orchester wird elektronisch verstärkt. Auch thematisch ist die Fabrik – eine »Stadt in der Stadt« – sehr passend für ›Surrogate Cities‹. Wir sind dann mittendrin! Neben uns steht ein Güterzug, man sieht die Karosserieteile auf dem Band und in Containern. Mir gefallen solche Umgebungen. Für uns ist es sehr interessant, aus Herrenhausen heraus an einen Ort zu gehen, der ganz anders ist.

EM: Das ist also weniger einem konkreten Festivalthema geschuldet, sondern mehr der grundsätzlichen Ausrichtung des Festivals, in neue Räume vorzustoßen?
IM: Wir wollen jedes Jahr etwas Großes machen, das ganz Hannover anspricht. Wir haben im ersten Jahr 2016 die ›Gurre-Lieder‹ gemacht, mit denen wir die Stadt in Bewegung gebracht haben. Für das zweite Jahr scheint uns ›Surrogate Cities‹ genau passend.

EM: ›Surrogate Cities‹ ist eine Collage aus Stadtelementen, Texten, klassischen und elektronischen Klängen. Inwiefern siehst Du das Spannende in dieser ganz konkreten Konstellation in diesem Werksgebäude, inmitten der Produktionsmaschinen?
IM: Volkswagen Nutzfahrzeuge hält für uns zwar die Produktion nicht an, aber wir dürfen in der Produktionspause zwischen Freitagabend und Montag früh in diesen Bereich der Fabrik. So etwas hat es dort zuvor noch nicht gegeben: Mitten hinein zwischen die Produktionsprozesse kommt eine ganz andere »Mannschaft« in die Halle, die gewissermaßen auch etwas »zusammenbaut«: ein Stück, das dann dort aufgeführt wird. Das Montagehafte der Musik kommt der Sache natürlich sehr entgegen. Dass ›Surrogate Cities‹ so viele Elemente vereint, passt überhaupt sehr gut zu unserem Festival. Wir versuchen, Dinge zusammenzubringen, Verbindungen zu suchen und Zusammensetzungen zu schaffen, die man sonst nicht so oft sehen und hören kann.

EM: Ist das ein Kernmerkmal, das die Intendanz Metzmacher in Herrenhausen prägen soll? Oder gibt es weitere Kernbereiche, die Dir wichtig sind?
IM: Wir beide – Stephan Buchberger und ich – haben unsere Wurzeln in der Musik, denken alles von der Musik aus, wobei wir auch in allen anderen Kunstrichtungen nach Verbindungen suchen. In den letzten Jahren zeichnet sich ganz klar ab, dass die Grenzen zwischen den Sparten immer weiter verschwinden. Ich habe mich immer dagegen gewehrt, dass die Musik, die ja überall gebraucht wird – im Film, Theater, beim Tanz, in der Performance – nur eine notwendige Randerscheinung ist. Denn für mich ist Musik etwas sehr Bedeutsames und inhaltlich wichtig. Wir gehen umkehrt von der Musik aus in die anderen Bereiche hinein. Diese Idee ist zentral. Auch ›Surrogate Cities‹ wendet sich von der Musik aus in andere Textbereiche, Deutungsbereiche der Stadt. »Musikalisch« kann für mich auch heißen, dass gar nichts erklingt. Es gibt Aufführungen, in denen ein besonderes Timing gefragt ist, wo sich etwas wie eine Art Musik verdichtet obwohl keine Musik erklingt. Oder Aufführungen, in denen Musik nur sparsam verwendet wird, aber eine ganz wichtige Rolle spielt. Letztes Jahr zum Beispiel haben wir ›Singspiele‹ von Maguy Marin gezeigt, bei der ein Darsteller eine Stunde lang Gesichter und Kleider wechselt und dabei ein Schubert-Lied summt. Es kann aber auch ein Tanzabend sein, in dem die Musik eine sehr anregende Rolle spielt und nicht nur irgendeine Musik ist, zu der man tanzt. Es kann sich um eine Installation handeln, in der man sich frei bewegen kann, in der man von Musik umgeben ist. Wir haben letztes Jahr ein Nachtkonzert gemacht, hinterher die Türen aufgemacht und die Leute in den Morgen hinausgelassen, wo die Vögel sangen.

EM: Sind diese Kernpunkte dem Tandem Metzmacher/Buchberger geschuldet oder ist auch der Raum Hannover entscheidend, dass es zu einer solchen inhaltlichen Ausrichtung gekommen ist?
IM: Ich glaube der Raum lässt alles Mögliche zu. Wir haben in Herrenhausen zwei Räume: einen Raum mit einem sehr historischen Kontext und einen funktionalen Theaterraum. Sie sind beide nicht sehr groß. Wenn man etwas Größeres machen will, muss man rausgehen aus Herrenhausen. Wir brauchen außerdem eine Balance zu der historischen Umgebung in Herrenhausen, wenn wir wirklich in die Stadt hinein wirken wollen. Der Ausgangspunkt Musik ist aber tatsächlich dem Tandem geschuldet.

EM: Du hast bei dem Festival und auch speziell bei ›Surrogate Cities‹ eine Doppelfunktion als Veranstalter und Künstlerischer Leiter der Produktion. Wie fühlt sich das an?
IM: Gut! Ich möchte, dass die Leute mich auch erleben können im Festival. 2017 werde ich sogar zwei Projekte dirigieren. Es wäre ja eher verwunderlich, wenn ich im Festival als Dirigent nicht vorkäme.

EM: Definitiv. Aber gibt es da ein Spannungsfeld – sei es anregend oder vielleicht auch belastend?
IM: Man ist noch näher dran. Man initiiert etwas, das tatsächlich realisiert wird. Wenn man ansonsten engagiert wird, muss man meistens Kompromisse machen und hat die Sache nicht vollständig in der Hand. Insofern ist mir das schon sehr lieb. Belastend ist es nicht, da ich ein hervorragendes Team habe, das mir den Rücken freihält.

EM: Inwiefern eignet sich ein Klangkörper wie das Ensemble Modern Orchestra besonders für eine solche Produktion?
IM: Neben der Erfahrung mit der Musik Heiner Goebbels ist auch die Neugier und Bereitschaft da, ein Werk an solch einem Ort aufzuführen. Es ist ein Abenteuer, das es in dieser Form in Hannover noch nie gegeben hat.

EM: Eine Besonderheit ist sicherlich auch, dass wir auf der einen Seite die erfahrenen Mitglieder des Ensemble Modern haben, auf der anderen Seite die derzeitigen und ehemaligen Stipendiaten der Internationalen Ensemble Modern Akademie und die Musiker der Jungen Deutschen Philharmonie. Es wird in unterschiedlichen Einstudierungstempi gearbeitet, mit vorgelagerten Proben, um die jungen Musiker rasch ins Gesamtgefüge einzubinden. Inwiefern hat eine solche Konstellation auch Auswirkungen auf deine Arbeitsweise?
IM: Auch das ist eine Fortsetzung dessen, was wir im ersten Jahr gemacht haben. Wir haben mit der NDR Radiophilharmonie und dem Orchester der Musikhochschule Hannover zusammengearbeitet. Das hat sehr gut funktioniert. Natürlich habe ich mit den Studierenden mehr gearbeitet bzw. das professionelle Orchester hat sich die Zeit genommen, die Studenten in Gruppen- und Teilproben anzuleiten. Es ist ein schöner Prozess, denn Erfahrung tut sich mit jugendlichem Enthusiasmus und der Neugier zusammen


EM: Es ist sicherlich auch eine Besonderheit, dass Du zur ›Fabrik‹ in der Schwedlerstraße eine enge Beziehung hast, zum Ensemble Modern und zur Jungen Deutschen Philharmonie.
IM: Das Ensemble Modern ist meine musikalische Heimat. Und eines der ersten großen Orchesterprojekte, die ich gemacht habe, habe ich mit der Jungen Deutschen Philharmonie gemacht. Ich bin sehr verwurzelt in deren Geschichte: Das Ensemble Modern als ein Ort, an dem sich damals in den 1980er Jahren junge Musiker trafen, die einen anderen Weg gehen wollten, ist für mich ganz entscheidend und wichtig für mein musikalisches Leben. Ich wage mir gar nicht vorzustellen, wie mein Weg verlaufen wäre, wenn es das Ensemble Modern nicht gegeben hätte. Dass ich meine ersten Schritte als Dirigent beim Ensemble Modern tun konnte, ist für mich absolut prägend gewesen. Wir haben ja auch schon letztes Jahr mit dem Ensemble Modern die KunstFestSpiele eröffnet. Ich finde es sehr schön, dass sich das jetzt in dieser vergrößerten Form fortsetzt.

EM: Darüber freuen auch wir uns sehr – auch über die gemeinsam entwickelte Idee, bei dieser Gelegenheit alle in der Frankfurter ›Fabrik‹ ansässigen Institutionen zusammenzuführen. Herzlichen Dank für die Initiative und für das Gespräch.

Das Gespräch führte Christian Fausch, Künstlerischer Manager und Geschäftsführer Ensemble Modern.

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CD: Calls, Studies & Games - SaVaSa Trio

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Calls, Studies & Games - SaVaSa Trio

Das SaVaSa Trio, 2013 von den Blechbläsern Sava Stoianov (Trompete), Valentín Garvie (Trompete) und Saar Berger (Horn) gegründet, legt mit der Doppel-CD „Calls, Studies & Games“ seine erste CD-Veröffentlichung vor, die Auftragskompositionen für diese vergleichsweise unerforschte Besetzung versammelt. Die Werke, die in engem Austausch mit Komponisten wie Beat Furrer, Martin Matalon, Bernhard Gander und vielen mehr entstanden, bewegen sich in verschiedenen musikalischen Feldern, von der klassischen Musik über Improvisation und Jazz zur Weltmusik.

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Konzert:

Aktuell: Video-Mitschnitt NDR

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Video-Mitschnitt NDR

Surrogate Cities mit dem Ensemble Modern Orchestra

Abschlusskonzert der KunstFestSpiele Herrenhausen. Standing Ovations für das Ensemble Modern Orchestra (erstmals zusammengesetzt aus Musikern von Ensemble Modern, Junge Deutsche Philharmonie und Internationale Ensemble Modern Akademie) in ausverkaufter Halle, vor beeindruckender Kulisse. Wer nicht dabei sein konnte, findet hier den Link zum Video-Mitschnitt des NDR!

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Aktuell: Eröffnung der Frankfurter Lyriktage 2017

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Alberto Novelli/ Villa Massimo

Eröffnung der Frankfurter Lyriktage 2017

Lesungskonzert mit Jan Wagner

Am 22. Juni eröffnet das Ensemble Modern mit einem Lesungskonzert im Dominikanerkloster die Frankfurter Lyriktage. Das Lesungskonzert wurde von der Komponistin Carola Bauckholt und dem Dichter Jan Wagner konzipiert. Beide entlocken gewöhnlichen Alltagsdingen ungewohnte klangliche und poetische Qualitäten: So destilliert Carola Bauckholt in ihren Werken aus Toastern, Wasserhähnen, Zinkwannen Klänge und hebt damit en passant die Hierarchie zwischen Alltag und Kunst auf. Auch Jan Wagner erzeugt in vielen seiner Gedichte Bedeutungsepiphanien all der Dinge, mit denen wir leben, seien es Tassen, Teebeutel oder ein Fön.

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Konzert: Ruang Suara

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Katrin Schilling

17.6.17, 20.30 Uhr

Ruang Suara

im Rahmen eines Indonesien-Fokus des Festivals

Muziekgebouw ann 't IJ, Amsterdam (Niederlande)

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Konzert: Portrait Ernst Krenek


Konzert: Eröffnung der Frankfurter Lyriktage 2017

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Alberto Novelli/ Villa Massimo

22.6.17, 20.00 Uhr

Eröffnung der Frankfurter Lyriktage 2017

mit Texten von Jan Wagner und Kompositionen von Carola Bauckholt

Dominikanerkloster, Frankfurt am Main (Deutschland)

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Konzert: A LA RECHERCHE

Konzert: A la recherche de temps II

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Champ dAction

25.6.17, 13.00 Uhr

A la recherche de temps II

AlbaNova 2017

Landcommanderij Alden Biesen, Bilzen (Belgien)

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Text: Surrogate Cities bei den KunstFestSpielen Herrenhausen

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Surrogate Cities bei den KunstFestSpielen Herrenhausen

Interview mit Ingo Metzmacher

Der Orchester-Zyklus ›Surrogate Cities‹ von Heiner Goebbels, seit seiner Uraufführung 1994 überall auf der Welt erfolgreich aufgeführt, entwirft das musikalische Porträt einer imaginären Metropole. Das Werk bezieht seine Impulse aus Texten, Zeichnungen und Strukturen von Stadtplänen, verwendet Sounds aus Berlin und New York, aus Tokio und St. Petersburg oder trifft unvermittelt auf historisch-musikalische Bruch- und Fundstücke. Der Sampler spielt als digitaler Speicher dieser akustischen Materialien eine zentrale Rolle. Am 21. Mai 2017 ist ›Surrogate Cities‹ bei den KunstFestSpielen Herrenhausen mit dem Ensemble Modern Orchestra zu erleben, das sich erstmals für dieses Projekt aus dem Ensemble Modern, Musikerinnen und Musikern der Jungen Deutschen Philharmonie sowie der Internationalen Ensemble Modern Akademie zusammensetzt. Vokalist David Moss und die Jazzsängerin Jocelyn B. Smith geben den erzählerischen Parts ihre Stimme. Das Ensemble Modern sprach mit Ingo Metzmacher, Intendant der KunstFestSpiele Herrenhausen und Dirigent der Produktion über die Idee zum Projekt, den ungewöhnlichen Veranstaltungsort und seine Verbindung zum Ensemble Modern.

Ensemble Modern: Wie kam die Idee zu ›Surrogate Cities‹ bei den KunstFestSpielen 2017 zustande?
Ingo Metzmacher: Seit ich Intendant der KunstFestSpiele bin, bin ich auf der Suche nach größeren Räumen, Industriehallen in Hannover, um den barocken Aufführungsorten in Herrenhausen etwas entgegenzusetzen. Ich erhielt den Tipp, mir einmal die Fabrik von Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover anzuschauen. Das ist ein riesiger Komplex, in dem über 13.000 Menschen arbeiten. Dort gibt es eine Halle, in der regelmäßig die Betriebsversammlungen mit ca. 5000 Leuten abgehalten werden. Sie lässt sich innerhalb kürzester Zeit umwandeln. Glücklicherweise stießen wir auf Seiten von Volkswagen Nutzfahrzeuge auf großes Interesse, dort einmal etwas ganz anderes zu veranstalten. Mein Dramaturg Stephan Buchberger, der ja viele Jahre für das Ensemble Modern und mit Heiner Goebbels gearbeitet hat, hatte gleich ›Surrogate Cities‹ im Kopf. Das hat mehrere Gründe: Wir wollten nicht ein klassisches Konzert im herkömmlichen Sinne machen, sondern ein Stück, bei dem der »Sound« in die Umgebung passt, wie es in ›Surrogate Cities‹ der Fall ist. Hier spielt der Sampler als Speicher konkreter Klänge eine große Rolle und das Orchester wird elektronisch verstärkt. Auch thematisch ist die Fabrik – eine »Stadt in der Stadt« – sehr passend für ›Surrogate Cities‹. Wir sind dann mittendrin! Neben uns steht ein Güterzug, man sieht die Karosserieteile auf dem Band und in Containern. Mir gefallen solche Umgebungen. Für uns ist es sehr interessant, aus Herrenhausen heraus an einen Ort zu gehen, der ganz anders ist.

EM: Das ist also weniger einem konkreten Festivalthema geschuldet, sondern mehr der grundsätzlichen Ausrichtung des Festivals, in neue Räume vorzustoßen?
IM: Wir wollen jedes Jahr etwas Großes machen, das ganz Hannover anspricht. Wir haben im ersten Jahr 2016 die ›Gurre-Lieder‹ gemacht, mit denen wir die Stadt in Bewegung gebracht haben. Für das zweite Jahr scheint uns ›Surrogate Cities‹ genau passend.

EM: ›Surrogate Cities‹ ist eine Collage aus Stadtelementen, Texten, klassischen und elektronischen Klängen. Inwiefern siehst Du das Spannende in dieser ganz konkreten Konstellation in diesem Werksgebäude, inmitten der Produktionsmaschinen?
IM: Volkswagen Nutzfahrzeuge hält für uns zwar die Produktion nicht an, aber wir dürfen in der Produktionspause zwischen Freitagabend und Montag früh in diesen Bereich der Fabrik. So etwas hat es dort zuvor noch nicht gegeben: Mitten hinein zwischen die Produktionsprozesse kommt eine ganz andere »Mannschaft« in die Halle, die gewissermaßen auch etwas »zusammenbaut«: ein Stück, das dann dort aufgeführt wird. Das Montagehafte der Musik kommt der Sache natürlich sehr entgegen. Dass ›Surrogate Cities‹ so viele Elemente vereint, passt überhaupt sehr gut zu unserem Festival. Wir versuchen, Dinge zusammenzubringen, Verbindungen zu suchen und Zusammensetzungen zu schaffen, die man sonst nicht so oft sehen und hören kann.

EM: Ist das ein Kernmerkmal, das die Intendanz Metzmacher in Herrenhausen prägen soll? Oder gibt es weitere Kernbereiche, die Dir wichtig sind?
IM: Wir beide – Stephan Buchberger und ich – haben unsere Wurzeln in der Musik, denken alles von der Musik aus, wobei wir auch in allen anderen Kunstrichtungen nach Verbindungen suchen. In den letzten Jahren zeichnet sich ganz klar ab, dass die Grenzen zwischen den Sparten immer weiter verschwinden. Ich habe mich immer dagegen gewehrt, dass die Musik, die ja überall gebraucht wird – im Film, Theater, beim Tanz, in der Performance – nur eine notwendige Randerscheinung ist. Denn für mich ist Musik etwas sehr Bedeutsames und inhaltlich wichtig. Wir gehen umkehrt von der Musik aus in die anderen Bereiche hinein. Diese Idee ist zentral. Auch ›Surrogate Cities‹ wendet sich von der Musik aus in andere Textbereiche, Deutungsbereiche der Stadt. »Musikalisch« kann für mich auch heißen, dass gar nichts erklingt. Es gibt Aufführungen, in denen ein besonderes Timing gefragt ist, wo sich etwas wie eine Art Musik verdichtet obwohl keine Musik erklingt. Oder Aufführungen, in denen Musik nur sparsam verwendet wird, aber eine ganz wichtige Rolle spielt. Letztes Jahr zum Beispiel haben wir ›Singspiele‹ von Maguy Marin gezeigt, bei der ein Darsteller eine Stunde lang Gesichter und Kleider wechselt und dabei ein Schubert-Lied summt. Es kann aber auch ein Tanzabend sein, in dem die Musik eine sehr anregende Rolle spielt und nicht nur irgendeine Musik ist, zu der man tanzt. Es kann sich um eine Installation handeln, in der man sich frei bewegen kann, in der man von Musik umgeben ist. Wir haben letztes Jahr ein Nachtkonzert gemacht, hinterher die Türen aufgemacht und die Leute in den Morgen hinausgelassen, wo die Vögel sangen.

EM: Sind diese Kernpunkte dem Tandem Metzmacher/Buchberger geschuldet oder ist auch der Raum Hannover entscheidend, dass es zu einer solchen inhaltlichen Ausrichtung gekommen ist?
IM: Ich glaube der Raum lässt alles Mögliche zu. Wir haben in Herrenhausen zwei Räume: einen Raum mit einem sehr historischen Kontext und einen funktionalen Theaterraum. Sie sind beide nicht sehr groß. Wenn man etwas Größeres machen will, muss man rausgehen aus Herrenhausen. Wir brauchen außerdem eine Balance zu der historischen Umgebung in Herrenhausen, wenn wir wirklich in die Stadt hinein wirken wollen. Der Ausgangspunkt Musik ist aber tatsächlich dem Tandem geschuldet.

EM: Du hast bei dem Festival und auch speziell bei ›Surrogate Cities‹ eine Doppelfunktion als Veranstalter und Künstlerischer Leiter der Produktion. Wie fühlt sich das an?
IM: Gut! Ich möchte, dass die Leute mich auch erleben können im Festival. 2017 werde ich sogar zwei Projekte dirigieren. Es wäre ja eher verwunderlich, wenn ich im Festival als Dirigent nicht vorkäme.

EM: Definitiv. Aber gibt es da ein Spannungsfeld – sei es anregend oder vielleicht auch belastend?
IM: Man ist noch näher dran. Man initiiert etwas, das tatsächlich realisiert wird. Wenn man ansonsten engagiert wird, muss man meistens Kompromisse machen und hat die Sache nicht vollständig in der Hand. Insofern ist mir das schon sehr lieb. Belastend ist es nicht, da ich ein hervorragendes Team habe, das mir den Rücken freihält.

EM: Inwiefern eignet sich ein Klangkörper wie das Ensemble Modern Orchestra besonders für eine solche Produktion?
IM: Neben der Erfahrung mit der Musik Heiner Goebbels ist auch die Neugier und Bereitschaft da, ein Werk an solch einem Ort aufzuführen. Es ist ein Abenteuer, das es in dieser Form in Hannover noch nie gegeben hat.

EM: Eine Besonderheit ist sicherlich auch, dass wir auf der einen Seite die erfahrenen Mitglieder des Ensemble Modern haben, auf der anderen Seite die derzeitigen und ehemaligen Stipendiaten der Internationalen Ensemble Modern Akademie und die Musiker der Jungen Deutschen Philharmonie. Es wird in unterschiedlichen Einstudierungstempi gearbeitet, mit vorgelagerten Proben, um die jungen Musiker rasch ins Gesamtgefüge einzubinden. Inwiefern hat eine solche Konstellation auch Auswirkungen auf deine Arbeitsweise?
IM: Auch das ist eine Fortsetzung dessen, was wir im ersten Jahr gemacht haben. Wir haben mit der NDR Radiophilharmonie und dem Orchester der Musikhochschule Hannover zusammengearbeitet. Das hat sehr gut funktioniert. Natürlich habe ich mit den Studierenden mehr gearbeitet bzw. das professionelle Orchester hat sich die Zeit genommen, die Studenten in Gruppen- und Teilproben anzuleiten. Es ist ein schöner Prozess, denn Erfahrung tut sich mit jugendlichem Enthusiasmus und der Neugier zusammen


EM: Es ist sicherlich auch eine Besonderheit, dass Du zur ›Fabrik‹ in der Schwedlerstraße eine enge Beziehung hast, zum Ensemble Modern und zur Jungen Deutschen Philharmonie.
IM: Das Ensemble Modern ist meine musikalische Heimat. Und eines der ersten großen Orchesterprojekte, die ich gemacht habe, habe ich mit der Jungen Deutschen Philharmonie gemacht. Ich bin sehr verwurzelt in deren Geschichte: Das Ensemble Modern als ein Ort, an dem sich damals in den 1980er Jahren junge Musiker trafen, die einen anderen Weg gehen wollten, ist für mich ganz entscheidend und wichtig für mein musikalisches Leben. Ich wage mir gar nicht vorzustellen, wie mein Weg verlaufen wäre, wenn es das Ensemble Modern nicht gegeben hätte. Dass ich meine ersten Schritte als Dirigent beim Ensemble Modern tun konnte, ist für mich absolut prägend gewesen. Wir haben ja auch schon letztes Jahr mit dem Ensemble Modern die KunstFestSpiele eröffnet. Ich finde es sehr schön, dass sich das jetzt in dieser vergrößerten Form fortsetzt.

EM: Darüber freuen auch wir uns sehr – auch über die gemeinsam entwickelte Idee, bei dieser Gelegenheit alle in der Frankfurter ›Fabrik‹ ansässigen Institutionen zusammenzuführen. Herzlichen Dank für die Initiative und für das Gespräch.

Das Gespräch führte Christian Fausch, Künstlerischer Manager und Geschäftsführer Ensemble Modern.

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CD: Ingo Schulze: Die Abflussrohre spuckten ihre Eisblöcke wie abgelutschte Bonbons auf den Gehsteig

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Ingo Schulze: Die Abflussrohre spuckten ihre Eisblöcke wie abgelutschte Bonbons auf den Gehsteig

Hörspiel mit Musik

Menschen in Momenten des Glücks oder des schicksalhaft unglücklich verlaufenden Missverständnisses, Menschen an den Kreuzungslinien von Zufall oder eingebettet in Traditionen und Erinnerungen - diese Menschen, ob im russischen Sankt Petersburg, im thüringischen Altenburg, in Berlin oder Rom suchen ihre Orientierung in der Konfrontation mit den so einfachen wie gewichtigen Dingen des Lebens: Liebe und Freundschaft. Die Menschen tragen die Erfahrung der deutschen Wiedervereinigung in sich; das Geschehen spielt von den 1990er Jahren bis ins Heute.

Der seit seinem Roman ›Simple Storys‹ (1998) mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Schriftsteller Ingo Schulze ist eine Art Zeit-Verdichter. Das Hörspiel mit Musik „Die Abflussrohre spuckten ihre Eisblöcke wie abgelutschte Bonbons auf den Gehsteig“ – eine Koproduktion von Ensemble Modern Medien mit dem Südwestrundfunk – vereint Ausschnitte aus Ingo Schulzes Prosabänden ›33 Augenblicke des Glücks‹, ›Adam und Evelyn‹, ›Handy‹, ›Neue Leben‹ und ›Orangen und Engel‹. Gelesen werden die Texte von hochkarätigen Schauspielern wie Judith Engel, Sylvester Groth und Thomas Thieme. Die ausgewählten Musikwerke von Anton Webern, Hans Werner Henze, Erwin Schulhoff bis zu John Cage, Tom Johnson und Howard Skempton, werden kompositorisch durch Module des Ensemble Modern-Mitglieds Hermann Kretzschmar ergänzt, die ein Bindemittel dramaturgischer Bedeutungen schaffen; ein Wechselspiel von Musik und Text entsteht.

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Konzert: A la recherche de temps II

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Champ dAction

25.6.17, 15.15 Uhr

A la recherche de temps II

AlbaNova 2017

Landcommanderij Alden Biesen, Bilzen (Belgien)

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Konzert: FIGURA


Konzert: IMPRO

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25.6.17, 20.00 Uhr

IMPRO

Ensemble Modern Musiker und Dresden Frankfurt Dance Company Tänzerinnen und Tänzer treffen bei dieser Improvisation zusammen, um gemeinsam neue Wege zu finden und Musik, Tanz und das Publikum miteinander zu verbinden.

Frankfurt LAB, Frankfurt am Main (Deutschland)

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Konzert: If you get lost, stay lost

Video: Re-inventing Smetak (Trailer, short version)

Video: Re-inventing Smetak (Trailer, long version with interviews)

Konzert: Re-inventing Smetak

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